Das Projekt "SAG AN! Du erzählst. Deine Geschichten" besteht aus drei Schritten: HÖREN - INTERPRETIEREN - UMSETZEN.
Mit der Umfrage haben wir umfangreiche Daten gesammelt und die Meinungen der Teilnehmer gehört. Die gesamten Ergebnisse haben wir gesichtet, sortiert und thematischen Kategorien zugeordnet. Die Ergebnisse der Umfrage können hier eingesehen werden.
Die Ergebnisse der Umfrage haben wir daraufhin von Personen aus Jugendverbänden, Kirche, Psychologie und Schule interpretieren lassen. Über 20 Fachleute aus verschiedenen beruflichen Feldern haben sich intensiv mit den Ergebnissen auseinandergesetzt.
Ihre Interpretationen und Empfehlungen für notwendige Schritte zur Entwicklung und Umsetzung einer zukunftsfähigen Jugendpastoral kannst du auf dieser Seite nachlesen.
Eine Zusammenfassung ist mit Klick auf die jeweilige Kategorie nachzulesen:
Wir danken allen Expert*innen herzlich für ihr Engagement und ihren Einsatz!
Ralf Meyer - Tobias Sauer - Tobias Schwennen - Philip Lott - Eva Strebel - Katharina Voß - Dr. Thomas Dirksen
Diözesanjugendseelsorger im Bistum Münster
„Erstaunen lässt mich das gänzliche Fehlen von Religion und Glaube als wahrgenommene Hilfsangebote. Offensichtlich findet sich in der Sprache der Jugendlichen kein Vokabular aus Spiritualität und Religiosität, weshalb konkrete Angebote zunächst ohne diese Worte auskommen bzw. diese behutsam erklären sollten.“
Ralf Meyer findet in den positiv geclusterten Antworten Beruf/Geld, Soziales Netzwerk und Identität Erfahrungen aus seinem beruflichen Umfeld wieder. Bei den Antworten auf die Frage nach Traurigkeit und Angst erkennt er in beiden Fällen zukunftsgerichtete Antworten. Das macht für ihn eine Fehlentwicklung der psychischen Gesundheit sichtbar. Er interpretiert die Aussagen dahingehend, dass die Kirche nahbarer und identitätsbildender (durchaus auch in der digitalen Welt) werden muss. Dabei bedarf es einer stärkeren Zusammenarbeit mit Schule als relevantem Lebensraum der Jugendlichen, genauso aber auch mit politischen Instanzen.
Experte für Glaubenskommunikation
„Hören Sie auf, als Institution die Lebensentwürfe zu bewerten, den Druck auf die Jugendlichen zu erhöhen, sondern schaffen Sie Orte, an denen Jugendliche sich sicher und geborgen fühlen.“
Tobias Sauer liest aus den Antworten, dass die Beschäftigung mit Traurigkeit bei den Jugendlichen stärker ausgeprägt ist als die mit positiven Gefühlen. Auch der Faktor Leistung fällt ihm verstärkt auf. Aus seiner Sicht braucht es die Fähigkeit der Kirche, Hoffnung zu vermitteln, Orte dafür zu schaffen und die Bewertung der Identitäten und Lebensentwürfe junger Menschen zu unterlassen.
Schulsozialarbeiter
„Jugendpastoral muss lernfähig bleiben, die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ist im stetigen Wandel.“
Auf die Frage „Was macht dir Angst?“ werden von den teilnehmenden jungen Menschen viele materielle Dinge und auch alltägliche Ereignisse genannt. Dies erlebt der Schulsozialarbeiter Tobias Schwennen auch in seinem Umfeld. Es werden aber auch eine Vielzahl von Ängsten benannt, die von zwischenmenschlichen Beziehungen ausgehen. Eventuell fehlt es hier in der Persönlichkeitsentwicklung an Strategien und an Selbstsicherheit, um mit herausfordernden Situationen umgehen zu können.
Die Häufigkeit der psychischen Probleme ordnet der Schulsozialarbeiter so ein, dass dies heutzutage ein Hauptthema neben der Persönlichkeitsentwicklung geworden ist. Es ist auf der einen Seite „normaler“ geworden, über die Belastungen zu sprechen. Es geht auf der anderen Seite auch darum, eine Zeit lang ohne professionelle Hilfen mit den Belastungen umgehen zu können. Ein große Rolle spielen hier das familiäre und soziale Umfeld.
Die Pastoral mit jungen Menschen sollte sich lebensweltorientierten Themen zuwenden. Theologische und sinnhafte Fragen können erst dann bearbeitet werden, wenn drängende Themen bearbeitet wurden. Eine gelingende Jugendpastoral öffnet Räume und Orte, um hier Beziehungsaufbau zu ermöglichen, diesen aber nicht aufzudrängen.
Jugendverbandsarbeit als Bindungs- und Erfahrungsraum für junge Menschen sollte gestärkt werden. Darüber hinaus muss Jugendpastoral dauerhaft lernfähig bleiben, um mit sich stetig wandelnden Lebenswelten von jungen Menschen in Kontakt zu sein und von diesen zu lernen. Erreicht werden kann dies durch Angebote, die leicht und unverbindlich gefunden werden. Es geht um eine thematische Orientierung am Leben junger Menschen und um eine verlässliche Unterstützung und Beziehung. Grundlegend ist es, Räume zu öffnen, in denen sich junge Menschen zweckfrei entfalten können.
Jugendkirche Münster
„Es bedarf meiner Meinung nach einer Kirche, die bereit ist mit der Zeit zu gehen, offen zu sein für neue Ideen und Ansätze und einen Austausch auf Augenhöhe, bei dem alle Beteiligten etwas voneinander und miteinander lernen.“
Die Antworten der Umfrage wirken für Philip Lott eher ernst und bedrückend, obwohl viele auch erwachsen und zukunftsorientiert sind. Die jugendliche Leichtigkeit und Freiheit scheinen teilweise zu kurz zu kommen. Es wird betont, dass das Jugendalter eine Zeit ist, in der Fehler gemacht werden dürfen, um aus ihnen zu lernen.
Die Vielfalt der Antworten zeigt, dass die Interessen der Jugendlichen unterschiedlich sind. Der Autor erkennt die Bedeutung des Dialogs auf Augenhöhe mit Jugendlichen und betont die Notwendigkeit einer offenen Kirche, die Spiritualität ermöglicht und bereit ist, sich weiterzuentwickeln.
Religionslehrerin
„Schulen sind heutzutage oft die einzigen Orte, an denen Jugendliche überhaupt noch mit Religion/Kirche in Berührung kommen, wenn dies nicht vom Elternhaus vorgelebt/unterstützt wird. [Die Kirche sollte] mehr Pastoraljugendseelsorger einsetzen, die in Schule präsent sind, die die Lebenswelt und Bedürfnisse der Jugendlichen aus erster Hand mitbekommen/miterleben, die Ansprechpartner für die Jugendlichen sein können.“
Die Umfrageergebnisse spiegeln den beruflichen Eindruck der Religionslehrerin Eva Strebel wider, wobei einige Jugendliche tiefgründige Antworten geben und sich intensiv mit Fragen des Lebens und des Glaubens auseinandersetzen, während andere oberflächlich bleiben oder sich möglicherweise bewusst provokant äußern.
Um den Bedürfnissen junger Menschen gerecht zu werden, schlägt sie vor, dass die Kirche im Bistum Münster folgende Maßnahmen ergreift: örtliche Nähe herstellen und regelmäßige Gesprächsabende mit dem Bischof am Niederrhein anbieten, verstärkte Präsenz von Pastoraljugendseelsorgern an Schulen, um Jugendliche direkt zu erreichen und Ansprechpartner zu sein, sowie die Schaffung von Erlebnissen, die mit christlichen Inhalten verbunden sind.
Einrichtungsleitung Offene Kinder- und Jugendarbeit im Bistum Münster
„Jugendpastoral muss soziale Probleme wahrnehmen und erkennen und die junge Generation in Veränderungsprozesse einbinden. Jugendliche müssen in ihrem Expertentum für ihre Lebensrealität anerkannt werden.“
Wahrzunehmen ist eine Bestätigung der Shell Studie: Es werden viele negative Emotionen (Traurigkeit, Angst) genannt und materielle Fragestellungen überwiegen. Es fehlen Zukunftsperspektiven, was Auswirkung auf die Psyche hat.
Katharina Voß interpretiert, dass Jugendpastoral „Orte und Gruppen schaffen und erhalten muss, die nicht materielle ‚glücklich-Aspekte‘ einbringen“. Dafür braucht es „verlässliche räumliche, zeitliche und personelle Ressourcen“. Um die sozialen Probleme in den Blick zu nehmen, braucht es Mitbestimmung, Anerkennung von Lebensrealitäten und Förderung der Selbsttätigkeit.
Kinder- und Jugendpsychiater
„Will Kirche/Pastoral mit jungen Menschen in Kontakt treten/ihnen etwas zu bieten haben, muss sie sich wohl buchstäblich auf den Weg zu den jungen Menschen machen. Die kommen nicht mehr von alleine.“
Wahrzunehmen ist ein hohes Bedürfnis nach materieller Sicherheit, Status, Leistungsbezug, eigene Stärke im Hinblick auf die eigene Zukunft. Sammeln von Erfahrungen/Entdeckungen werden nur vereinzelt genannt. Familiäre oder freundschaftliche Beziehungen als „Glücksfaktor“ treten gar nicht auf. Befriedigung von Sicherheitsbedürfnissen hat in den „zukunftsunsicheren Zeiten“ immer frühere Relevanz bei jungen Menschen.
Interpretation: In der Jugendpastoral braucht es „Authentizität des Nachvollziehenkönnens jugendlicher Er-/Lebenswelten“. Jugendpastoral muss sich vernetzen mit anderen jugendzentrierten Angeboten/Treffs, „um sich als eine/n zusätzliche/n Ansprechpartner/in für junge Leute anzubieten“. „Junge Menschen auch im Jahr 2022 auf der Suche nach dem Sinn im Leben (…) haben aber nicht mehr selbstverständliche Bindung an Institutionen wie Vereine, Kirche.“
„Jugendpastoral kann die Wünsche nach Sicherheit, Struktur, gelingender Zukunft explizit in den Kontext der Herausforderungen unserer Zeit für junge Menschen stellen und evtl. darüber auch die Möglichkeiten erweitert diskutieren, die für das „sich glücklich fühlen“ aus Beziehungen, auch zu Gott, ergeben können.“ Konkreter Vorschlag: Streetwork mit ‚religiösem Plus-Angebot‘.
Pastoralassistentin im Bistum Essen
„Ich glaube, dass klassische Jugendpastoral, wie wir sie kennen und uns ausmalen, am Ende ist.“
In den Antworten sind für Laura Meemann die Großen Fragen des Lebens und Sterbens erkennbar. Verwunderlich ist es, dass die Themen Klima, Krieg, Corona und Energiekrise so wenig konkret benannt werden. Es ist wichtig, jungen Menschen nicht mit vorgefertigten Antworten zu begegnen, sondern ihre Fragen ernst zu nehmen.
Sie interpretiert die Ergebnisse so: Die Pastoral sollte nicht glauben, dass sie die Generation versteht. Genauso sollte diese nicht vorsortiert werden (z.B. nach Geschlecht). Es ist nicht bedeutsam Fragen, Hoffnungen, Wünsche gänzlich zu verstehen und dies sollte sich eine Pastoral auch nicht anmaßen.
Wertvoller ist es, Menschen zuzuhören und ernst zu nehmen. Die klassische Jugendarbeit, wie sie sich die Pastoral immer noch ausmalt, ist nach Meinung der Autorin am Ende. Dennoch sind Jugendverbandsarbeit, Gruppenstunden, Ferienfreizeiten, dort wo sie existieren, wertvoll und sollen weitergeführt werden.
Weitere Entwicklungen passieren voraussichtlich auf der Bedarf-Ressourcen-Ebene: Was brauchen, suchen junge Menschen am Ort X und was können sie dazu beitragen, dass es das gibt? Bei allem, was die Pastoral für und mit junge(n) Menschen betrifft, ist es wichtig, die Zielgruppen selbst „mit ins Boot zu holen“. Grundlage ist der wertfreie Kontakt mit jungen Menschen - egal ob einmalig oder langfristig.
Referentin für pastorale Innovation, pastorale Evaluation, pastorale Grundsatzfragen
„Allen Hauptberuflichen wie freiwillig Engagierten, die mit jungen Menschen zutun haben, sei zudem angeraten, die Grundhaltung, mit der auch die Befragung SAG AN! durchgeführt wurde, zu pflegen und regelmäßig die Perspektive der Jugendlichen einzuholen und abzufragen: Was brauchst du gerade? Was fehlt dir?“
Daniela Kornek betont, wie die Pandemie die Antworten der jungen Menschen beeinflusst hat. Viele Antworten deuten auf Individualisierung und Rückzug ins Private hin, womit der Einfluss der Pandemie, wie Lockdowns und Kontaktreduktion, verbunden ist. Ein Wunsch nach sozialen Erfahrungen wird hervorgehoben, besonders in Bezug auf Wiedersehen, Umarmungen und Präsenzunterricht.
Die Unterschiede in der Häufigkeit positiver und negativer Rückmeldungen werden diskutiert, wobei mögliche Interpretationen abgewogen werden. Christliche Themen werden in den traurigen Antworten betont, während Ängste hauptsächlich um Themen wie Krankheit, Tod und Drogen kreisen. Die Notwendigkeit einer unterstützenden Rolle der Kirche wird betont, um Jugendlichen bei Bedarf beizustehen.
Schulpastoral und kirchliche Angebote sind besonders wichtig, um Jugendliche zu erreichen und zu begleiten. Die Relevanz von Selbstwirksamkeit und Engagement der Jugendlichen wird betont, und es wird empfohlen, ihre Perspektive zu integrieren. Eine authentische Kommunikation und Beteiligung werden als entscheidend für erfolgreiche pastorale Arbeit angesehen.
Psychologin
„Die Sehnsucht junger Menschen nach bedingungsloser Liebe und Annahme kann bei den Angeboten der Kirche auf Menschen treffen, die ihnen ohne Vorurteile begegnen, ihnen zuhören und sie begleiten.“
Junge Menschen formulieren ihre Bedürfnisse nach Begegnungen, respektvollen Beziehungen, emotionaler Nähe, Sicherheit und Halt in Beziehungen, Kontakt und Experimentierraum, stärkender Resonanz und bedingungsloser Zuwendung. Wenn die Kirche im Bistum Münster sie darin ernst nehmen will, empfiehlt Stachen-Groh unkonventionelle, niederschwellige Orte der Begegnungen aufzusuchen (Schulen, Kneipen, Treffpunkte in Stadtteilbezirken, Kulturzentren).
Junge Menschen suchen Zuhörende, die sie vorbehaltlos annehmen und ihnen Mut machen, den eigenen Lebensweg zu finden, Entscheidungen zu treffen, Beziehungen zu klären sowie die eigenen Gefühle zu verstehen und benennen zu können. Ihre Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe und Annahme kann bei den Angeboten der Kirche auf Menschen treffen, die ihnen ohne Vorurteile begegnen, ihnen zuhören und sie begleiten.
Gleis X
„In der Ausrichtung der Jugendpastoral wird es darauf ankommen, zweckfreie Begegnungs- und Ermöglichungsorte zu schaffen, an denen junge Menschen die Chance haben, sich sowohl innerhalb ihrer bestehenden sozialen Gefüge zu treffen, als auch neuen Menschen zu begegnen, die ihnen zuhören und ein Gefühl der Zugehörigkeit ermöglichen.“
Aus den Antworten der Jugendlichen ist für Jakob Kamin zu erkennen, dass es Begegnungs- und Ermöglichungsorte braucht, an denen junge Menschen sich treffen und neue Menschen kennenlernen können. Diese Orte sollten jederzeit zugänglich sein und nicht von Schlüsseln abhängen. Es muss Möglichkeiten geben, über das Leben selbst zu sprechen, insbesondere über Ängste und Schwierigkeiten.
Die Frage nach der Verantwortung für die Seelsorge an diesen Orten stellt sich, da die Jugendlichen schnell herausfinden werden, wem sie vertrauen können. Ob diese Orte innerhalb der bestehenden pfarrlichen Strukturen oder extern in speziellen jugendpastoralen Einrichtungen geschaffen werden sollten, muss diskutiert werden. Externe Orten wie Jugendbildungsstätten, jugendpastorale Zentren oder Jugendkirchen können beispielhaft Orientierung bieten, ebenso Konzepte des begleiteten gemeinschaftlichen Wohnens.
Julian Lagemann - Patricia Fink - Simon Peletz - Karsten Weidisch - Eva Gutschner - Martin Holtermann
Jugendpolitischer Interessenvertreter
„Der Wunsch junger Menschen nach Sicherheit und Beständigkeit stellt der Jugendpastoral die Aufgabe, sichere Orte zu schaffen. Ein Kinderrechtekonzept sollte dafür die Grundlage bieten.“
Mitsprache von jungen Menschen in der Kirche muss gesichert sein. Es muss ihnen Raum zur Selbstpositionierung und zur Erforschung des eigenen Glaubens gegeben werden. Das erfordert die feste Etablierung geeigneter Beteiligungsformen innerhalb der Kirche. Der Wunsch junger Menschen nach Sicherheit und Beständigkeit stellt der Jugendpastoral die Aufgabe, diese sicheren Orte zu schaffen. Ein Kinderrechtekonzept sollte dafür die Grundlage bieten.
Aktive im Jugendverband, Sportjugend Kreis Coesfeld
„Jugend ist verantwortungsvoll, vielfältig und mündig. Dementsprechend ist hervorzuheben, dass in jedem Prozess mit und für Jugendliche der Jugend vertraut und zugetraut werden und ‚Sag An!‘ wörtlich genommen werden muss.“
Wenngleich gesellschaftlich viel von ihnen verlangt wird, werden junge Menschen oft in ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten unterschätzt. „Sag An!“ muss wörtlich genommen werden.
Als Mittel der Partizipation wäre sicherlich eine „offene Wand“ ein Gewinn. Das ist eine große Tafel, an der ein Stück Kreide hängt, und die von allen Vorbeikommenden ergänzt werden kann. Die Tafel zeigt über die Zeit ein Bild voller Ideen und kann seitens des Bistums für Feedback genutzt werden.
Politisch engagierter junger Mensch
„Schaffen Sie offene, sichere Räume, in denen sich Jugendliche austauschen können. (…) Schaffen Sie Institutionen, in denen die Meinung der Jugendlichen artikuliert, gehört und auch weitergegeben wird. (…) Schaffen Sie Gestaltungsräume, in denen bewusst die Jugendlichen Entscheidungen treffen.“
In den Antworten erkennt Simon Peletz die Themen von Jugendlichen, die auch in den Medien polarisiert haben. Vor allem durch diese „Medienthemen“ erkennt der Autor bei den jungen Menschen Zukunftsangst und mehr Trauer als Glück. Als Lösungsansätze sieht er eine partizipative Kirche mit geschützten Räumen – für ihn eine Öffnung der Kirche.
Priester und Präses der Malteser Jugend im Bistum Münster
„Entscheidend: junge Leute sollen konkret eine gute und vor Ort erlebbare Erfahrung mit Kirche im Bistum Münster machen können.“
Kirche im Bistum Münster muss für junge Menschen Orte und Zeiten offen halten inkl. passender und akzeptierter Personen für alle Fragen um „Gott und die Welt“. Es ist bedeutsam, konkrete Begegnungsflächen vor Ort zu ermöglichen, Stichwort „erlebbare Kirche“.
Absicherung und Stärkung bzw. Neubeleben im Bistum Münster von:
Dies soll erreicht werden durch finanzielle und personelle Förderung und eine Haltung, in der Kirche konkret bzgl. aller Fragen positiv erfahrbar ist und neu wird.
Referentin für digitale Glaubenskommunikation und Pastoralreferentin
„Es braucht Hauptamtliche, die sich in diesen (digitalen) Strukturen bewegen und digitale Glaubenskommunikation und Seelsorge leisten.“
Für Eva Gutschner ist bei den Antworten ein großer politische Fokus wahrzunehmen, der sich in hoher Sensibilität für Themen wie Diskriminierung und Hass ausdrückt, sowie Angst vor Vereinsamung durch Social-Media und Handy (Corona, Lockdown, etc.).
Sie interpretiert daher einen hohen Wunsch nach Frieden und diskriminierungsfreien Räumen (Safe Spaces) und ein Bedürfnis nach Persönlichkeitsförderung. Die hohe Sensibilität für die Persönlichkeitsrechte von Menschen, lassen sich nur schwer mit Kirche vereinbaren (Frauenfeindlichkeit, Individualität,…).
Kirche muss Digitalisierung und (digitale) Kommunikation in den Fokus rücken. Es ist festzustellen, dass die Themen rund um den Synodalen Weg nicht im Bewusstsein der Jugendlichen sind.
Es braucht Hauptamtliche, die sich in digitalen Räumen bewegen und niederschwellige Angebote für Seelsorge bieten.
Pastoralreferent
„Die Bekämpfung von Ungleichbehandlung und eine Kultur der Akzeptanz und des Willkommenseins muss auch schon deutlich werden, bevor jemand diese Erfahrung am eigenen Leib macht. Das betrifft dann sowohl die Gemeindepastoral als breiteste und bekannteste Form christlichen Lebens als auch das Agieren der Entscheidungsträger*innen.“
Martin Holtermann analysiert die Wahrnehmung junger Menschen in Bezug auf Herausforderungen und Bedürfnisse. Er identifiziert Cluster von Antworten wie Corona, Gleichberechtigung und sozialen Problemen. Er betont die Diskrepanz zwischen Sorgen im Alltag und positiven Assoziationen. Gleichberechtigung und Akzeptanz sind zentrale Anliegen, während Ungleichbehandlung in verschiedenen Bereichen als Widerspruch wahrgenommen wird.
Die Jugendpastoral sollte sich an den Bedürfnissen junger Menschen orientieren und inklusive Räume schaffen. Die langfristige Einbindung junger Menschen in die Kirche wird als entscheidend erachtet. Insgesamt betont Holtermann die Wichtigkeit von Gleichberechtigung, Akzeptanz und aktiver Teilhabe junger Menschen in der Kirche. Die Empfehlungen konzentrieren sich darauf, eine inklusive und unterstützende Umgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen und Sorgen junger Menschen gerecht wird.
Art-Director
„Kirche muss an zwei Punkten ansetzen: Zunächst am Image, dann an einem Maßnahmenkatalog, der dabei hilft, vorhandene gute Arbeit sichtbar zu machen. Hierbei sollte der „Job“ als Gläubige*r beworben werden.“
Aktiv im Jugendverband, Diözesanleiter Kolping Jugend im Bistum Münster
„Letztlich muss die Kirche im Bistum Münster auch auf junge Menschen zugehen, welche noch nicht mit dem Glauben in Kontakt gekommen sind. Dafür sind voraussichtlich andere Angebote notwendig, aber dieses Feld bietet Potential für die Kirche von morgen.“
Christopher Eing ordnet die Umfrageantworten in vier Kategorien ein: Erneuerung, kirchliche Angebote, Gruppen junger Menschen und Unglaube. Daraus ist für ihn Erneuerung der erste zu gehende Schritt der Kirche, erst danach sind für ihn Handlungen in den anderen Feldern möglich. Dabei sieht er, dass es bereits viele Angebote der Kirche in diesen Bereichen gibt und stellt die Frage, ob diese Angebote nicht passend gestaltet oder „nur“ falsch beworben sind.
Präses im BDKJ-Bundesverband
„Insgesamt scheint der Beziehungsstatus von jungen Menschen und Kirche zugespitzt prekär. Der Relevanzverlust und die Krise des christlichen Glaubens, in seiner kirchlich-institutionellen Fassung, werden hier als existentielle Themen junger Menschen präsent.“
Neben Handlungsorten werden auch verschiedene Angebotsformen genannt, die an unterschiedlichen Orten stattfinden können. Eine zusammenfassende Antwort lautet für Stefan Ottersbach: lebensnahe Seelsorge. Es fällt auf, dass die digitale Lebenswelt als wichtiger Aspekt genannt wird.
Die Corona-Pandemie hat für junge Menschen gravierende Folgen wie Einsamkeit, Trauer und psychische Erkrankungen. Es besteht die Sorge, dass Anliegen junger Menschen bei der Umgestaltung pastoraler Strukturen nicht berücksichtigt werden.
Es ist wichtig, vielfältige Orte der Vergemeinschaftung für junge Menschen offen zu halten und dabei alle jungen Menschen zu berücksichtigen. Pastoral sollte nicht nur auf „besonders fromme Angebote" reduziert werden, sondern aktiv nach Chancen suchen, Milieugrenzen zu überschreiten. Es sollten freie Ressourcen geschaffen werden, damit hauptberufliche Mitarbeiterinnen in den Lebenswelten junger Menschen präsent sein können.
Eine frühzeitige Vermittlung jugendpastoraler Theorie und Praxis sollte im Rahmen der Ausbildung sichergestellt werden. Es sollte in die Qualifizierung und Begleitung von ehrenamtlichen Zeuginnen des Glaubens investiert werden. Junge Menschen sollten verbindlich in pastoralen Entwicklungsprozessen beteiligt werden, nicht nur angehört. Es ist wichtig, für die Glaubwürdigkeit jugendpastoraler Angebote zu sorgen und diese zu evaluieren.